Roadtrip 2023 Tag 6 – Bouche Rit Ars-en-Ré
Nantes – Ille-de-Ré
Ars-en-Ré Einbahnstraße …
Durch das verworrene Gassengewirr von Ars-en-Ré oder vielmehr die absurde Einbahnstraßenregelung, unter deren Regime wir etwas gelitten hatten, fanden wir uns schließlich im Dorfzentrum wieder. Die wunderschöne Kirche des Ortes liegt direkt im Mittelpunkt des süssen kleinen Platzes. Auf unserer mittlerweile verzweifelten Suche nach zwei Hotel Zimmern wurden wir hier im Le Chlocher fündig. 135 € pro Person und Nacht klang zunächst relativ günstig für die Gegend und war ohnehin die einzige Möglichkeit. Alle anderen Hotels hatten maximal ein Zimmer frei oder waren deutlich teurer.
Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten und auch festgestellt hatten, warum das “Le Clocher” noch freie Räume hatte, wollten wir den Ort erkunden. Am Platz war ein in Google gut bewertetes Restaurant, das aber um 19:00 Uhr schloss. Eine ungewöhnliche Zeit vielleicht, um sein Restaurant zu schließen. Aber der Eigentümer ließ sich nicht umstimmen, gab mir aber den Tip, es im “Bouche Rit” zu versuchen. Das entpuppte sich als absoluter Glücksfall für uns, in Google Maps war es mit 4,9 und in TripAdvisor sogar mit 5,0 bewertet.
Ich reservierte uns einen Tisch und wir liefen noch ein bisschen durch die Gegen oder – ehrlicherweise – genossen alkoholische Getränke am vorgelagerten kleinen Hafen von Ars-en-Ré. Punkt 20:00 Uhr waren wir zurück im Bouche Rit und der erste Akt begann bei mir mit einer Paté de Campagne, die Wikipedia so definiert:
Die Landpastete oder Landterrine ist eine französische kulinarische Zubereitung, die aus einer Füllung aus verschiedenen, grob gehackten Fleischsorten hergestellt wird. Es handelt sich um eine Wurstware, deren Zusammensetzung je nach der Region, in der sie zubereitet wird, variiert.
https://fr.wikipedia.org/wiki/P%C3%A2t%C3%A9_de_campagne#:~:text=Le%20p%C3%A2t%C3%A9%20de%20campagne%20ou,dans%20laquelle%20elle%20est%20pr%C3%A9par%C3%A9e. (übersetzt mit Deepl)
Für mich eine absolute Frankreich – Lieblingsspeise. Ich war früher viel in Paris und habe immer ein Baguette gekauft, eine Paté und eine Flasche Wein und mich dann auf eine Bank gesetzt genossen. Daran erinnert mich bis heute jede gute Pastete, ich mag besonders die groben Exemplare, was meist bei der “Land” – Version der Fall ist.
Die Pastete im “Bouche Rit” war ein Gedicht, geschmacklich stark aber die Konsistenz war vielleicht einen Hauch zu “bröckelig” aber natürlich ist bei einer gröberen Zutat es immer schwerer eine gute Bindung zu erreichen. Dazu gab es diese Unsitte von kleinen getoasteten “Baguette-Zwieback” Scheibchen, die ich schon auf Mallorca nicht verstehe. Erfreulicherweise platzierte der liebenswürdige Service aber auch einen normalen Brotkorb mit einem ordentlichen Baguette auf unserem Tisch und das Problem war gelöst.
Wir hatten uns – wie mittlerweile schon öfter – dazu entschieden, mehrere Vorspeisen zu bestellen aber nur ein Hauptgericht. Daher folgte dann ein salziges Éclair, gefüllt mit Bresaola und Frischkäse. Ein bisschen wie der nette stille Onkel auf der Hochzeit. Jeder denkt: Der ist eigentlich ganz nett aber keiner redet mit ihm … Diese Vorspeise war einwandfrei aber ein bisschen langweilig.
Der weisse Spargel mit Spiegelei und Kaviar war schon deutlich pfiffiger und auch sehr attraktiv angerichtet. Aber dann kam meine absolute Offenbarung, die Chipirones.
Baby-Fisch in Seenot
Chipirones sind Baby-Tintenfische. In diesem Fall angerichtet in einer milden Kokosmilchsauce lagen mit einem Hauch asiatischer Würzung und dem Aroma spanischer (?) Salchicha. Ein Gedicht. Ich hatte – irgendwie glaubend das wir hier das Highlight des Abends erleben könnten – bereits zwei Portionen bestellt und habe – für Jeden der mich näher kennt unglaublich – später noch eine Portion nachbestellt anstelle des Nachtischs. Ein absolutes Highlight! Dieses Spiel der Aromen, die milde Süsse der Kokosmilch. Die leichte Schärfe, das leicht fruchtige der roten Paprika, die nur angedeuteten asiatischen Aromen. Wunderbar!
Unser Hauptgang, das Rinderfilet, war wie ein guter alter Freund, auf den man sich verlassen kann. Mit dem man auch schweigend abhängen kann. Aber den man auch nur besuchen fahren würde, wenn es sich ergibt … Es war wirklich gut. Aber vom Garpunkt nicht ganz perfekt. Auch schon einen Hauch zu grau im Außenbereich. Die Kartöffelchen waren ein Gedicht, hatten eine starke Eigensüsse. Eine cremige Textur. Dazu gab es separat im Töpfchen eine kleine Pfeffersauce. Lecker und gut aber nichts Besonderes, was hier vermutlich auch gar nicht gewollt war.
Zum krönenden Abschluss habe ich natürlich trotzdem noch ein Dessert bestellt. Der nette Kellner hat mich irgendwie überzeugt vom Blanc Manger au Coco. Josh hatte das Mi Cuit au chocolate. Beide Desserts ein würdiger Abschluß dieses wirklich gelungenen Essens.
Fazit zum Bouche Rit Ars-en-Ré
Insgesamt war das Bouche rit ein wirklich gelungenes Erlebnis. Man sitzt draussen wunderschön am Platz unter Bäumen. Wie es das Clichée von Frankreich schöner nicht malen könnte. Ein sehr sehr netter Service. Eine tolle Küche mit kleinen Schwankungen in der Qualität und Rafinesse aber ein unterm Strich absolut faires und für die Gegend sogar ausgesprochen gutes Preis-/Leistungsverhältnis.
Zurück im Hotel Restaurant Le Chlocher stellten wir fest, das beide Zimmer keine Kimaanlage hatten. Mein Zimmer war im Rückgebäude, dazu führte ein merkwürdiger kleiner grauer Tunnel auf einen kleinen Innenhof, von dem 4 Terrassentüren abgingen zu vier Zimmern. Das war zumindest in meinem Zimmer auch die einzige Belüftungsöffnung. Ich ließ die Tür zunächst offen. Was aber dann bei spät nachts zurückkehrenden anderen Gästen etwas spooky wurde, weil man doch sehr auf dem Präsentierteller war. Die geschlossene Tür sorgte dann für ein schweissgebadetes Aufwachen, weil die Temperatur im Zimmer schnell anstieg. Ansonsten waren die Zimmer einfach aber sauber. Zumindest in meinem Zimmer gab es nur eine Badewanne, bei der aber der Vorhang fehlte. Was selbst nach kurzer “Glatzkopf” – Dusche zu einer Überschwemmung im Bad führte.
Das Hotel würde ich daher nur begrenzt empfehlen. Tatsächlich ist der Preis für die Lage gerechtfertigt, die meisen Zimmer auf der Insel liegen eher oberhalb des doppelten Preises. Mir wäre trotzdem die fehlende Klimaanlage kombiniert mit der Abwesenheit von Frischluftzufuhr ein zu großer Nachteil im Sommer.