Periplo in Portixol – das Update
Ich war ja total begeistert vom neuen Periplo in Portixol. Das könnt Ihr hier nachlesen. Jetzt war ich aber mit ein paar Kollegen noch einmal dort. Und wir haben noch einmal bestellt und hatten mehr Zeit …
Fangen wir mal von hinten an. Wir hatten guten Wein mit dem Terrras Gauda aus 2021, ein paar Bierchen, Wasser und haben zu viert gegessen. Der Preis wäre mit um die 270,- Euro für die Qualität, mit der ich nach dem letzten Besuch gerechnet hatte, fast ein Schnäppchen gewesen.
Altholz aus Tirol – wer´s glaubt …
Und es ging damit los, daß uns der aufmerksame Service fragte, ob wir Lust hätten auf frische Gammas aus Soller. Soller ist ein malerischer kleiner Ort im Nordwesten der Insel, dazu zählt Port de Soller. Und da gibt es die berühmten Garnelen. Jetzt möchte ich Niemandem Böses unterstellen. Aber: Kennt Ihr die vielen Häuser oder tollen Tische aus “Altholz aus Tirol”? Habt Ihr eine ungefähre Vorstellung davon, wie zugepflastert jede Bergwiese mal mit einer Hütte gewesen sein müsste, um diese ungeheuren Mengen, die im Markt verbraucht werden, “abbauen” zu können. Mir schwant etwas ähnliches – und zwar grundsätzlich – mit den Gambas aus Soller. Das Erntegebiet ist relativ klein. Fast jedes auch nur einen Hauch bessere Restaurant bietet diese Delikatesse an … Hmmm … Also das einleitend und ergänzend darum, daß ich KEIN Experte für Meerestier bin, es nur einfach gerne esse …
Gambas aus Soller – in Periplo in Portixol
Wir wagten also das Experiment und wurden enttäuscht. Klipp und klar. Nicht, weil einer von uns wirklich hätte beurteilen können, ob Gambas aus Soller genau so oder anders schmecken. Sondern weil uns Allen weder die Textur, die in Teilen schleimig war noch der an der Grenze zum Aufdringlichen spürbar fischige Geschmack getaugt haben. Die vom Service informierte Küche ließ mitteilen, daß es sich um ganz frische Ware vom heutigen Tag handeln solle. Wie gesagt, ich bin kein Fischexperte. Kann aber nur sagen, wenn ganz frische Ware aus Soller so schmeckt, dann würde ich nicht nur keinen Premium – Preis dafür bezahlen wollen. Ich würde sie auch für weniger Geld nicht bestellen.
Tatsächlich war der Kilo Preis auf der Rechnung mit 27 Euro absolut human. Und spricht ehrlicherweise auch dafür, das es überhaupt keine Gambas aus Soller waren. Wenn Ihr Gambas aus Soller auf dem Mercat de Oliver kauft, dann liegt Ihr preislich eher um 100,- Euro pro Kilo. Klar, Gastronomen haben andere Quellen und nehmen andere Mengen ab. Aber hmmm …
Solche und andere Brote
Das bestellte Pan Tostada war meiner Meinung nach ein Pan Cristal. Das ein luftig lockeres kross gebackenes Weißbrot mit Hefe ist, auf dem dann Tomaten und Knoblauch zerrieben werden. In jedem Fall war es ausgesprochen lecker und gut, was – wie so oft bei den eigentlich einfachen Gerichten – nicht selbstverständlich ist. Also klar ein Upgrade, denn unter Pan Tostada versteht man oft diese zwiebackartigen vertrockneten Zwergbrote, die unsere spanischen Gastgeber nehmen, um ihren wirklich fantastischen Schicken zu degustieren. Warum auch immer …
Das Pan Cristal ist übrigens – wenn man so will – eine sommerliche Version des Pan Catalan, das man in Katalonien und in Südfrankreich serviert bekommt. Dort aber mit einem Graubrot oder besser gesagt einem bräunlichen Weißbrot, wie es auch in Mallorca für das Pa amb oli verwendet wird.
Das Tartar war ein optisches Gedicht, aber das seht Ihr ja selber. Ein wirklich kreativer Chef, der so etwas wunderschönes zaubert. Chapeau für dieses Bild von einem Gericht.
Beim “Atun blue” schieden sich die Geister. Mir war der Fruchtanteil zu hoch. Und ich fand es deutlich zu säuerlich, meinen Kollegen hat es besser geschmeckt als mir. Der Fisch selber war toll. Optisch ein Gedicht. Aber geschmacklich wie gesagt für mich so eher mittel überzeugend.
Das Ceviche war gar nicht mein Geschmack, aber objektiv war es gut. Auch hier war aber die Säure vordergründig dominant. Für meinen Geschmack wirklich zu viel des Guten auch für ein Ceviche. Davon abgesehen aber eine schöne Komposition.
Der Sankt Peters Fisch sah fantastisch aus. War aber leider einen Hauch zu trocken. Das Gemüse war auch gut, aber einen Hauch schlechter als die Offenbarung der Woche davor im Periplo in Portixol. Also beides gut, aber eben nicht mehr.
Als Nachtisch hatte ich eine Komposition mit Blätterteig und Pistazien bestellt. Sah schön aus, war aber leider nicht mein Fall. Der Blätterteig war gut, darauf war dann wie ein länglicher Würfel eine Art halbgefrorenes aus Pistazie platziert. Fand ich deutlich zu massiv. Und es war auch nicht schön zu essen.
Freunde hatten mir geschrieben, daß sie mit dem Service unzufrieden waren. Das kann ich nicht bestätigen. Bei beiden Besuchen war der Service sehr nett und zuvorkommend, beim ersten Mal auch hoch kompetent.
Fazit des zweiten Besuchs: Restaurants brauchen ja oft eine Weile, um sich einzuspielen. Küche und Service müssen ihre Abläufe finden. Und plötzlich sind dann noch Gäste da. Muß mich als Gast eigentlich nicht interessieren, ist aber trotzdem so. Ich habe beide Besuche genossen. Und war beim zweiten Besuch des Periplo in Portixol eigentlich nur enttäuscht, weil es beim ersten Mal so herausragend gut war. Wäre ich mit dem Ergebnis des zweiten Besuchs isoliert zufrieden gewesen?
Mein Fazit für das Periplo in Portixol
Als “Gesamtkunstwerk” ja. Der Blick ist fantastisch. Der Service ist nett. Optisch war jedes der Gerichte eine kleine Sensation. Geschmacklich beim ersten Mal ja, beim zweiten Mal war die Hälfte sehr gut, der Rest ging in Richtung befriedigend bis gut. Preis / Leistung finde ich – immer die Lage mit einbeziehend – trotzdem aber in Ordnung.
Was wünsche ich dem Periplo in Portixol und mir? Bitte schafft es, an die tolle Qualität meines ersten Besuchs langfristig stabil anzuknüpfen. Ich vermute, es wird reichen, wenn das Periplo in Portixol sich nicht verbessern würde. Einfach weil es wenig erste Linie Gastronomie auf dem Niveau mit einer modernen und wirklich spannenden Speisekarte ist. Und weil Mallorca so beliebt ist, das eine durchschnittliche Qualität oft reicht. Sehen wir ja auch bei den Immobilien …
Gebt Gas Freunde!
Ich fände es toll, eine verlässliche Qualität auf dem Niveau des ersten Besuchs “um die Ecke” greifbar zu haben. Und das schreibe ich hier ganz egoistisch. Bitte liebes Periplo, gebt Euch das kleine Quentchen mehr Mühe!
Wenn Ihr das Periplo in Portixol ausprobiert, schreibt einen Kommentar hier bitte und schildert Eure Erfahrungen. Einfach, damit sich das Gesamtbild fügt! Lasst es Euch schmecken und genießt!