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Roadtrip Tag 3 – von Lourdes nach Tirol

Es kommt anders. Als man denkt. Aufgebrochen sind wir aus dem schönen San Sebastián im Regen. Sitzen wieder im orangefarbenen Predator – Jeep und hatten überlegt, in den französischen Wallfahrtsort Lourdes zu fahren. Weil wir gern ein bisschen Zeit in den Pyrenäen verbringen wollten. Und bevor es am Freitag nach Barcelona zurück geht, noch in Huesca gewesen sein wollten.

San Sebastián Straßenseite Hotel Villa Favorita
Unser Aufbruch im Regen – die Hotelfassade zur Straßenseite hin

Ab nach Frankreich

Wir fahren also Richtung Lourdes. Aber ist Dauerregen eine gute Option für unser nächstes Ziel? In Spanien gewöhnt Ihr Euch das in Deutschland übliche Männerritual ab, immer die Wettervorhersage zu konsultieren und Dinge wie Wetterstationen als wertstiftende Geschenke anzusehen. Weil das Wetter eben meistens gut ist. Aber hier in den Bergen Spaniens holt uns das Thema wieder ein.

Ab nach Spanien

Es kam, wie es kommen mußte. Wir drehen kurz nach der französischen Grenze um und fahren zurück nach Süden. Um uns dann nach Osten zu orientieren. Durch Hochgebirgslandschaften, die wahnsinnig eindrucksvoll sind. Auch im Dauerregen. Mir ist es leider nicht gelungen, das so richtig gut einzufangen. Trotzdem will ich Euch ein paar Eindrücke nicht vorenthalten.

Irgendwann wird es heller. Der Himmel reiß gelegentlich mal auf. Später dann auf der ziemlich neuen A-21, oder klangvoller Autovía del Pirineo, bleiben dann spektakuläre Wolkenformationen am Himmel.

Autobahn und Autobahn?

In Spanien sind übrigens die Begriffe Autovía und Autopista gebräuchlich, die Autopista ist meist die besser ausgebaute, höhere Geschwindigkeiten erlaubende mehr der deutschen Autobahn ähnelnde Verkehrswege, während die Autovía eher eine Art super ausgebaute Landstraße darstellt. Die allerdings manchmal auch an einer Ampel enden kann oder eine Kreuzung mittendrin hat. Netter Nebeneffekt der Autovía ist, daß es dort nie Mautstrecken gibt. In der Regel werden Autovías durch das vorgestellte A gekennzeichnet und Autopistas durch das AP.

Die A-21 ist offensichtlich noch neu. Wir sehen teilweise riesige Baustellen, deren Sinn sich im Vorbeifahren nicht erschließt. Aber plötzlich taucht ein riesiges Gewässer vor uns auf, das unglaublich lange (präzise gesagt 18 Kilometer) unser Weggefährte sein wird. Wie ich später nachlese, handelt es sich um die Yesa – Talsperre, die den Fluß Aragón zu einem bis zu 2089 Hektar großen See aufstaut.

18 Kilometer Stausee

Die 1959 fertiggestellte 74 Meter hohe Staumauer wiedersteht dem Druck von an der längsten Stelle bis zu 18 Kilometer Stausee. Sollte da jemals etwas schiefgehen, würde sich eine gigantische Flutwelle über den Ort Yesa und mit Sicherheit noch weitere Ortschaften ergießen mit unvorstellbarem Schadensausmaß.

Restaurant Sarbil in Jatetxea

Meine Große hatte einen guten Ort für unser Mittagessen gefunden: Das Restaurant Sarbil in einem Ort mit dem unaussprechlichen Namen Jatetxea. Wir fahren also auf kleineren Straßen bis zu diesem Ort und finden das einzige moderne Gebäude, das wir die letzten 30 Minuten gesehen haben: Unser Restaurant. Ich bin begeistert von der Wahl und wir marschieren rein.

Restaurant Sarbil: Bunt und transparent

Drinnen ist es irgendwie skurril. Auf der einen Seite super modern. Ein unglaublicher Ausblick in drei von vier möglichen Richtungen. Aber gleichzeitig ist es wie eine typische dörfliche spanische Pinte. Mit überwiegend älteren Herren, nur daß sie hier in signalfarbene Funktionskleidung gewandet sind. Ich nenne das “Bauhaus trifft Pinte”.

Im Restaurant Sarbil ist die Karte digital. Ich gönne mir ein Glas Weißwein, er kommt vom Weinanbau gegenüber. Ein Chardonnay, der mir gut schmeckt. Als Vorspeise erhalte ich einen Teller Rührei mit Waldpilzen. Die Pilze sind etwas wässrig, das Rührei schmeckt gut. Ähnlich ist es mit dem Entrecôte als Hauptgericht: Das Fleisch ist wirklich gut, den Pommes Frites hätte noch etwas Zeit gegeben werden müssen, um knuspriger zu werden. Der Arroz meiner Großen genauso wie die Entenbrust waren auch beide ordentlich, aber eben mehr als Dorfpinte, weniger als Bauhaus.

Da sich das aber genauso auch in der Rechnung wiederspiegelt, war das Restaurant Sarbil doch eine sehr gute Wahl für einen schönen Aufenthalt auf der Durchfahrt. Und wirklich empfehlenswert, wenn Ihr mal in der Ecke seid!

Während wir beim Essen sitzen, finde diesmal ich ein Hotel. Es sieht aus, wie ein typisches Tiroler Chalet. Holzverziert. Lichterketten. Große Balkone über die gesamte Hausbreite. Und das in Spanien. Finde ich mega skurril, also buchen wir uns zwei Zimmer und nehmen die Fahrt wieder auf.

Ab nach Tirol

Wir fahren noch einmal entspannte anderthalb Stunden, dann kommen wir an im Hotel Viñas de Lárrede. Als sei es in Tirol abgebaut worden. Und hier in Spanien wieder aufgebaut. Später sehe ich, daß die Holzarbeiten anscheinend erst gelernt wurden von den Schreinern. Ein paar Stellen sind irgendwie unsauber gearbeitet, teils mit Kit ausgebessert. Andere sind perfekt. Wahrscheinlich war das “Training on the Job” und die spanischen Carpinteros mußten erstmal die spezifischen Tiroler Arbeitsschritte herausfinden?

Wir werden unheimlich nett empfangen. Kommen ins Gespräch und hören, daß die Gegend ein Traumrevier für Mountainbiker sein soll. Und das wir elektrische Mountainbikes mieten könnten. Und kriegen einen kleinen Stapel Papier mit den Tourvorschlägen mit. Wir überlegen uns dann, doch einfach noch eine Nacht (Preis pro Zimmer knapp 200€) dranzuhängen und am nächsten Tag eine Radeltour im Gebirge zu machen.

Grundsätzlich ist der Preis für die Qualität der Zimmer im Hotel Viñas de Lárrede relativ günstig. Wie ich später in Gesprächen mit verschiedenen Einheimischen erfahre, ist im Juni einfach noch keine Saison. Im Juli und August ginge es wohl richtig ab, genauso wie im Winter. Wir genießen aber bei herrlichem Wetter die relative Leere von Orten und Natur. Im Winter ist Langlauf und Motor- sowie Hundeschlittenfahren der Sport der Wahl, zerstörte Hänge durch Liftanlagen gibt es hier fast nicht.

Das Abendessen im Hotel ist völlig in Ordnung. Einiges ist sehr gut, anderes wirklich mäßig. Service ist super nett. Das Essen aber zusammengefasst so, daß man es als Hotelgast zufrieden essen kann. Deswegen aber nicht ins Hotel Viñas de Lárrede fahren würde. Daher erspare ich uns eine lange Abhandlung darüber und schließe lieber den Tag ab mit ein paar spektakulären Sonnenuntergangsfotos, die man von der Restaurantterrasse schießen kann.

In dem Sinne: Eine gute Nacht!

Arnd

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