Roadtrip Tag 2 – Pamplona-San Sebastián
Nach unserem genialen Essen im La Olla in Pamplona machen wir uns wieder auf den Weg gen Osten. Wir hatten uns für San Sebastián entschieden. Dachten, daß es mehr ein Küstennest sei, treffen aber auf eine Großstadt mit rund 600.000 Einwohnern. Auf baskisch übrigens Donostia. Ihr wundert Euch über den riesigen Unterschied zwischen Baskisch und Spanisch? Das zieht sich durch. Die Wurzlen des Baskischen sind angeblich bis heute – so wurde mir zumindest erklärt – unbekannt. Und so klingt die Sprache auch. Auf jedem Verkehrsschild, überall, prangt immer zuerst die baskische Version. Dann die spanische (“castellano”). Und glaubt mir, die baskische Version ist auch für Menschen, die viele Sprachen sprechen, vermutlich nicht herleitbar.
Wir fahren NICHT an den Atlantik!
San Sebastián liegt am Golfo de Vizcaya. Sagt bitte keinesfalls, es läge am Atlantik. Da macht Ihr Euch keine Freunde hier. Die Stadt hat ein paar tolle Sehenswürdigkeiten, Festungen, wunderschöne Altstadt, tolle Architektur und erinnert insgesamt in ihrer Pracht ein kleines bisschen an französische Bäder- und Prachtarchitektur.
Auf dem Weg nach San Sebastián veränderte sich auch wieder einmal die Landschaft. Sie wurde plötzlich alpiner. Obwohl die Berge unter 1000 Meter hoch sind, fühlt es sich trotzdem spektakulär an. Der alte Jeep schnauft sie hoch. Und gibt Alles. Denn die Höhendifferenz ist trotzdem groß, da wir ja – zumindest aus Sicht von San Sebastián – auf um die 0 Meter Höhe über normal Null starten.
Unsere “Villa Favorita” in San Sebastián?
Als wir in San Sebastián ankommen, hat meine Große schon zwei Hotels herausgesucht. Eines in der Innenstadt. Eines am Meer. Zu Fuß nur rund 10 Minuten von einander entfernt. Wir beschließen, an beiden vorbei zu fahren. Das ergibt sich dann. in der Tat auch zwingend aus der etwas kuriosen Verkehrsführung. Das erste Hotel wirkt fantastisch. Ich zögere kurz. Aber wir haben ja einen Plan. Also sind wir trotzdem weiter gefahren. Und fahren natürlich, weil das Hotel kleiner ist, als ich dachte, am zweiten Hotel vorbei.
Wir drehen dann also noch mal die große Runde um die Stadt, was uns wieder gute 15 Minuten kostet. Diesmal bin ich vorbereitet. Das Hotel ist – im Gegensatz zu dem in der Stadt – sehr teuer. Auf Booking sollten die Zimmer 500,- Euro jeweils kosten. Stolzer Preis, aber der Ort scheint eh die Schweiz Spaniens zu sein. Wir halten an. Werden nett empfangen und kriegen mit jeweils 300,- Euro Sonder Last – Minute – Preise eingeräumt. Da sagen wir nicht “Nein” und checken ein in die “Villa Favorita”. Die heißt wirklich so. Und das ist ja noch mal ein Grund mehr.
Bausünden der 80er und 90er
Tatsächlich ist sie das einzige wirklich schöne Haus an der Promenade auf weiter Flur, der Rest erinnert an die meiner Meinung nach weitgehend architektonisch hässlichen Promenaden französischen Großstädte an der Côte d´Azur. Sensationell ist aber der Strand. Feiner weißer Sandstrand. Flach abfallend zum Meer. Das ist schon eine Hausnummer, zumindest für Freunde gepflegter Strandgänge.
Ich setze mich dann später in die Bar, schreibe etwas. Und meine Große “chillt” oder was eben junge Erwachsene heute so tun, wenn sie sich vom Urlaub machen erholen müssen.
Als es dann dunkel wird merke ich aber die Strapazen des Tages und bin zu faul, nochmal “raus” zu gehen und eine gute Gastro in San Sebastián zu suchen. Die supernetten Damen an der Rezeption hatten schon eine gute Viertelstunde mit mir zugebracht, leider hatte heute fast Alles zu, was gut ist. Tatsächlich hat nämlich unsere Villa Favorita sogar ein 2 Sterne Restaurant im Haus. Aber auch das hatte – natürlich – zu. Irgendwie dubios. In Saragossa hatten am Montag die meisten Restaurants zu, hier am Dienstag. Irgendwie habe ich Defizite im Timing.
Faulheit siegt
Wir bleiben also einfach auf der Terrasse. Und bestellen Croquetas. Ihr wisst schon, die spanische Spezialität, die meistens in den Touri-Kaschemmen schmeckt wie früher von Mutti aus der TK im Backofen aufgebackene Kartoffelkroketten. Die es aber auch in richtig gut gibt. Und das hatte ich mir hier erhofft. Und tatsächlich: Sehr leckerer leicht rauchiger Geschmack nach Jamon Iberico. Punkt gemacht, Hoffnung erfüllt.
Danach hatte ich Chicken Wings. Wurde mir von der Kellnerin als “große schwere” Portion angepriesen. Das war es nicht. Interessant war die Darreichung. Das Fleisch war entbeint und es sah mehr aus wie kleine Chicken Balls oder so ähnlich. In einer agressiv rötlichen Marinade dargeboten. Hat ganz gut geschmeckt! Dekoriert mit ein paar Gurken Spaghettis und im Plastikkörbchen bemüht authentisch angerichtet.
Service puhhh – Essen okay
Unglaublich schlecht war der Service. Beziehungsweise die Mitarbeiterin, die uns bedient hat. Während ihr offensichtlich engagierterer Kollege Teller um Teller rausbrachte, schaffte sie es nicht, irgendeine Bestellung ohne mindestens eine Nachfrage ihrerseits und mindestens eine Nachfrage meinerseits zu liefern. Ergänzte das dann durch pampige Hinweise.
Später brachte sie Spaghetti für meine Große, das waren tatsächlich sehr unflexible lange Maccaroni. Mit einem akzeptablen Sugo. Aber nicht mehr. Fazit: Man sitzt sehr schön auf der Terrasse, zahlt aber auch einen außerordentlich stolzen Preis für das Essen. Das deutlich besser sein könnte. Die Ansätze zeigen einen gewissen Pfiff, der aber nicht durchgezogen wird. Und das wäre in dem Preisbereich die Erwartungshaltung, die zumindest ich als Kunde habe.
Später haben wir noch ein paar Fotos gemacht von der wunderschönen Nachtansicht auf die Bucht. Der Ort San Sebastián ist toll, das Hotel Villa Favorita hat seine 9,6 Punkte in booking.com (Stand 08.06.22) zu Recht. Und wenn man es sich leisten kann und möchte, genießt man ein sehr schönes Boutiquehotel in toller Lage mit wirklich hochwertig eingerichteten Zimmern. Einige wenige auch zum Meer mit sensationellem Blick. Und abgesehen von der einen Mitarbeiterin war der Service ausgesprochen nett, freundlich und hilfsbereit.
Mal sehen, wo es uns Morgen hin verschlägt. Ich wünsche eine gute Nacht!
Arnd
San Sebastián ist ja nun einer der kulinarischen Hotspots schlechthin. Schade, dass es da nur zu (immerhin leckeren) croquetas gereicht hat. Gerade die Nähe zur Biscaya und zu den Bergen bietet immer wieder spannende Sachen. Ich vermute, Ihr seid noch ein paar Tage im Norden unterwegs, evt. Richtung Kantabrien und Asturien und da werdet Ihr bestimmt noch was tolles finden. Als nächstes Bilbao? Da gibt’s auch super Restaurants…! Viel Spaß noch!
Hi Jörg,
Da hast du absolut Recht! Der Ort hat das
Potential. Ich war nur zu faul, nochmal
Raus zu gehen… und war dann enttâuscht, das in einer Gastronomie, die zu der 2*-Gastronomie im
Haus gehört, die Qualitätsfahne leider deutlich tiefer als das Preisschild wehte 😉
Lass dich überraschen, wo wir hin sind. Geplant war Lourdes, aber kannst dir ja denken, das da nix draus wurde …
Schöner Gruß!
Arnd
Ha Lourdes, da werden Erinnerungen an eine Soldatenwallfahrt wach…😂